Buchrezension: Corner-to-Corner Häkeln von Jess Coppom

 

Ich liebe Häkeln.

Und ich mag neue Herausforderungen. Nachdem in meinen Amigurumi Anleitungen ja fast ausschließlich feste Maschen vorkommen, greife ich gerne zu, wenn ab und zu das richtige Projekt vorbeikommt, um die Masche zu wechseln. Im Fall von C2C Häkeln sind das Stäbchen und die Technik Corner-to-Corner, also Ecke-zu-Eck, eröffnet für gemütliche Projekte, wie Häkeldecken, Mützen und Schals, sehr spannende Möglichkeiten. Genau das richtige für die kalte Jahreszeit also.

Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass mir der Christophorus Verlag das Buch "Corner-to-corner Häkeln" von Jess Coppom als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat (ich hab das Buch also kostenlos erhalten, kann den Inhalt der Rezension aber 100% selbst bestimmen). Die Originalausgabe ist 2018 erschienen, der Christophorus Verlag hat im September 2022 die deutsche Übersetzung herausgebracht.

Jess Coppom ist mit ihrem Blog makeanddocrew.com eine der Größen der amerikanischen Häkeldesigner*innen und teilt dort gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester ihre richtig coolen Häkelanleitungen, Tutorials und Ideen. Du hast bestimmt auf Pinterest oder Instagram schon ihre Bilder oder nachgehäkelte Projekte nach ihren Anleitungen gesehen. Viele Trends für modernes Häkeln schwappen ja aus den USA oder Kanada zu uns rüber und so kann ich es ganz grundsätzlich empfehlen, ab und zu über den großen Teich zu schauen, wenn du Inspiration und frische Ideen für deine Häkelprojekte suchst.

Und jetzt schauen wir mal ins Buch rein.

 
 

1) “So geht C2C-Häkeln” und Technikteil

Ein Technikteil, der Linkshäkler*innen zumindest erwähnt, das ist nicht selbstverständlich und freut mich. Als erfahrene Häklerin kann ich mit den Anleitungen dank Diagrammen für jedes Projekt sofort loslegen. Ich hätte mir bei den grundsätzlichen Erklärungen zur Technik Corner-to-Corner noch ein paar mehr Worte und Bilder für alle, die gerade linkshändig neu in die Häkelwelt eintauchen, gewünscht.

Insgesamt finde ich den Technikteil und die Erklärungen - sowohl zum C2C Häkeln selber, als auch zum Garnmanagement und zu den Borten, wirklich sehr gelungen und dass wir die Erklärungen im Kopf umdenken müssen, sind wir Linkshänderinnen ja (leider) sowieso gewohnt. Im hinteresn Teil des Buches sind dann auch nochmal die wichtigsten Häkelmaschen ausführlich und mit Bildern sehr gut erklärt, perfekt für alle, die nach einer längeren Pause wieder loshäkeln wollen und eine kleine Auffrischung brauchen. Außerdem gibt es Erklärungen zu Häkelborten, um Projekten einen schönen Rahmen zu verpassen.

Die Diagramme sind wirklich schön gemacht und sehr übersichtlich. Sehr gelungen finde ich auch den Tipp im Buch, das jeweilige Diagramm raus zu kopieren, damit man die Reihen, die man schon gehäkelt hat, einfach durchstreichen kann.

 
 

2) Die Projekte

Streifen, “Malen” mit den gehäkelten Kästchen oder einfarbig, ich hab schon einige C2C Projekte gesehen.

Dieses Buch findet aber selbst bei vermeindlich simplen Projekten wie Häkeldecken einen kreativen, frischen Ansatz. Von Decken über Kissen und Schals sind verschiedene Projekte von klein bis groß dabei, so ist für jeden Wollvorrat das richtige Projekt zu finden.

Ein ganz kleines bisschen schade finde ich es, dass wohl die ursprünglichen Garnempfehlungen beibehalten und nicht um andere - im deutschsprachigen Raum leichter erhältliche - Alternativen ergänzt wurde. (Wenn du beim Alternativen suchen Hilfe brauchst, kannst du bei Seiten wie yarnsub.com das Garn eingeben, um passende Vorschläge zu erhalten). Mit etwas Erfahrung kann man natürlich selbst nach passenden Garnen suchen oder die Anleitungen auf das Garn, dass man benutzen möchte, um rechnen. Gerade, weil das Buch aber den Untertitel “C2C - Der ultimative Grundkurs für Einsteiger” trägt, fände ich ein paar mehr Worte zu Garnalternativen sehr fein.

Im Buch finden sich 15 Projekte, für mich absolut ausreichend und angesichts des Preises (22,61 EUR in Österreich) angemessen.

Mein Lieblingsprojekt?

Die Weltenbummler-Babydecke, die auf jeden Fall hier noch mal gehäkelt wird. Aber auch die Wolkenkratzer-Babydecke und das Schihütten-Kissen würde ich gerne einmal ausprobieren. Für Testzwecke habe ich aber erstmal das Diagramm des Herzenssache-Waschlappen nachgehäkelt. Mein Ergebnis: Macht Spaß, funktioniert, so soll es sein.

 
 

3) Fazit: Unbedingt ausprobieren

Dass die Erklärungen auch für Linkshäkler*innen ausführlicher sein könnten und ich mir Garn-Empfehlungen für die DACH-Region wünschen würde (sowas könnte man ja zum Beispiel auch über einen Link oder QR Code lösen) hab ich ja oben schon erwähnt. Als dritten klitzekleinen Kritikpunkt wollte ich hinzufügen, dass das Buch nicht besonders gut aufgeschlagen liegen bleibt. Das ist aber insbesondere bei einem C2C-Buch ein kleineres Problem als beispielsweise bei Amigurumi Anleitungen, da es sehr sinnvoll ist (und auch im Buch so empfohlen wird), dass man die Diagramme vor dem Häkeln einmal kopiert, weil man so die schon gehäkelten Reihen durchstreichen kann. Die Bindung ist also in diesem Fall relativ egal. Außerdem hat sich jetzt nach mehrmaligem Durchblättern gezeigt, dass das “offen Liegenbleiben” immer besser läuft. Alles gut an dieser Stelle also.

Abgesehen davon finde ich “Corner-to-Corner Häkeln” richtig gut gemacht, wunderschön und die Projekte sehr inspirierend. Ich persönlich würde ein C2C Buch jetzt nicht für blutige Anfänger*innen für ein erstes oder zweites Projekt empfehlen, alle, die schon ein bisschen Erfahrung haben, werden mit diesem Buch aber eine riesen Freude haben.

Absolute Kaufempfehlung von mir!

C2C ist außerdem die perfekte Abwechslung, wenn du mal eine Pause von Amigurumi und festen Maschen brauchst.

Ich wünsch dir ganz viel Spaß beim Häkeln.

deine Susi